Herrenschuhe für Damen

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Anstelle von "Killer Heels": Mit diesen Schühchen kommen die Damen wieder runter.

Nun wollen viele Damen anstelle von High Heels wieder kräftigen Stand unter ihren misshandelten Beinen haben. Mit extremer Gegensteuerung agieren sie - und für Damen Herrenschuhe. Wenn Diane Keaton, in Hollywood für ihren Androgynismus bekannt, darauf beharrte, ihre Privatkleidung in ihrer Funktion als Neurotikerin Annie Hall in Woody Allens "City Neurotic" zu benutzen, war die Kommode erschrocken; sie befürchtete um den Zauber von Keatons Filmcharakter.

Ein Vorbild für den so genannten "Boyfriend-Look", der die aggressiven, amazonischen Weiblichkeiten zu ersetzen vermag, die Modedesigner wie Nicolas Ghesquière oder Alexander McQueen seit einigen Jahren propagieren, mit komfortablen Hosenträgern und Jacken, aber vor allem mit einer Wendung zu menschfreundlichem Schuhwerk. Bei der Herstellung von Fußballschuhen kommt es auf die Qualität an. Der seit einigen Jahren anhaltenden Stilettomanie der Gestalterinnen entgehen viele Damen, wie ein Rückblick auf die Gegenwart beweist, was einem Coup gleichkommt: Statt osteuropäisch fragwürdiger "Killerabsätze" mit teilweise fast 30 Zentimetern Höhe, die an Darstellungen von verengten chinesischen Frauenfüßen oder Bondage-Szenen erinnern, kann man dort nun wieder praktische und alltägliche Verwendbarkeit sehen:

Schnürschuhe und Penny Loafers, Flachschuhe von traditionellen Marken wie Church's oder Russell & Bromley oder Creepers, Halbschuhe mit dicker Kreppsohle. Die gemeinsame Protestaktion, die die englische Komfortschuhmarke Clarks wieder zur Adresse für modebewusste Damen gemacht hat, scheint ihre Wirkung zu entfalten: Marc Jacobs, Marni und Marni und Gabriele haben bei den Shows für die bevorstehende Frühjahrs- und Sommerstimmung flache und halbharte Schuhmodelle gezeigt.

Dabei ging es um John Galliano, dessen Arbeit Menkes zu schätzen weiß - mit Ausnahmen von seinen Extremschuhen. Denn für Menkes, die den Mumm hat, sich in der Modeindustrie als "Frau aus der Zeit des Feminismus" zu bezeichnen, gehören sie - wie alle Wanderschuhe, auf denen man überhaupt nicht gehen kann - zur Klasse der Bekleidung, die Frauen herabsetzt, weil sie ihnen zum Beispiel die Freizügigkeit wegnimmt.

Erstaunlich ist, dass die Frau im XXI. Jh. freiwillig in diese neue Art der Beziehung eintritt, denn nichts anderes symbolisiert und bringt Wanderschuhe hervor, die ihre Füsse in schwindelerregende Lederwurstkorsetts binden oder sie wie Klauen aussäen: Sie unterstreichen die Femininität mit Brust, Bein und Gesäß; zugleich ist es nahezu unmöglich, ohne eine kräftige, hilfreiche und hilfsbereite Handschuh.... in ihnen zu gehen.

Ein klassischer Fall für Schuh-Fetischisten übrigens sowohl in der abendländischen Kultur - wo High Heels und drohende Formate vorgezogen werden - als auch in China - wo die eingeengten Füsse als Passivitätssymbol angesehen wurden - sind bewegungseinschränkende Schuhmodelle am interessantesten. Aber warum auch Miuccia Prada, eine der vielen schwulen Designerinnen, ihre sexuellen Kameraden in Stiefel mit skurrilen Blütenschenkeln oder solchen aus transparentem Lack drücken will, ist nur mit dem Aspekt Kunst zu begründen.

Die Tatsache, dass viele Mädchen wieder feste Füße haben wollen, muss keine neue gleichberechtigte Strömung oder das Ende der Kultur "Sex and the City" sein. Möglicherweise ist es ein ganz anderer Idealismus, weniger zurückhaltend als kreativ: In einer Zeit, in der selbst Victoria Beckham nach einer Arbeit strebt, fügt sich das dekorative Gestaltungselement des Lebens nur in das Selbstbild von sehr wenigen mit ein.

Eine Garderobe mit High Heels und flachen Schuhen sieht durch die erweiterten Kombimöglichkeiten noch einmal so groß aus.